Elterntaxis: Hehres Ziel, aber falscher Ansatz
Etwa 20 Prozent aller Grundschüler werden mit dem Auto direkt vor das Schulgebäude gefahren. Diese Praxis, liebevoll als "Elterntaxi" bezeichnet, hat in den letzten Jahren eine bedenkliche Zunahme erfahren. Eltern möchten ihre Kinder schützen und sic
Statistiken scheinen den Einsatz von Elterntaxis zu unterstützen: Im Jahr 2021 kam 38,0 % der verunglückten Kinder auf einem Fahrrad zu Schaden, während 33,2 % als Insasse eines Pkw verunglückten. Lediglich 21,3 % der verunglückten Kinder waren zu Fuß unterwegs, als der Unfall passierte. Auf den ersten Blick mag es also so aussehen, als ob das Auto die sicherste Wahl ist.
Doch hier lohnt es sich, genauer hinzusehen. Die häufigsten Ursachen für Unfälle von Kindern im Straßenverkehr sind oft auf Fahrfehler zurückzuführen.
Dies sind Punkte, die die stark von den Eltern beeinflusst werden können. Statt die Kinder mit dem Auto vor die Schule zu fahren, wäre die Zeit besser investiert, ihnen beizubringen, wie sie sicher mit dem Fahrrad unterwegs sein können.
Eine IW-Studie veranschlagt die Fahrzeit zur Schule auf durchschnittlich 4 Minuten und 55 Sekunden.
Mit Ein- und Aussteigevorgängen verdoppelt sich diese Zeit. Über ein Schuljahr von 190 Tagen hinweg verbringen Eltern somit 31 Stunden im Jahr mit dem Taxispielen. Diese Zeit wäre besser mit Radfahrtraining mit den Kleinen verbracht.
Kinder, die regelmäßig mit dem Fahrrad zur Schule fahren, profitieren von mehreren Vorteilen (Quelle 1 & Quelle 2):
- Radfahren fördert die Entwicklung und wirkt sich positiv auf das Gehirn aus: Das Fahrrad trägt zur gesunden körperlichen und kognitiven Entwicklung von Kindern bei. Es schärft die Sinne und die Wahrnehmung, lehrt Kinder, mehrere Handlungen gleichzeitig auszuführen, und kurbelt die Durchblutung des Gehirns an, was die kognitiven Leistungen verbessern kann.
- Radfahren fördert das Selbstvertrauen und macht selbstständig: Durch das Radfahren gewinnen Kinder Selbstvertrauen und das Gefühl, alles schaffen zu können. Mit dem Fahrrad können Kinder ihre Umgebung eigenständig erkunden, was ihre Mobilität und Unabhängigkeit fördert.
- Radfahren beugt Krankheiten vor und stärkt das Immunsystem: Radfahren senkt das Risiko an Zivilisationskrankheiten zu erkranken und kann Typ-2-Diabetes vorbeugen. Bewegung an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und macht Kinder widerstandsfähiger gegenüber Infektionen.
- Radfahren verbessert die Muskulatur und die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit: Radfahren trainiert ganze Muskelgruppen und beugt beispielsweise Rückenleiden vor. Durch das Radfahren zur Schule lässt sich die körperliche Leistungsfähigkeit steigern. Dies hat einen positiven Einfluss auf die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit und kann das Risikoprofil für metabolische Erkrankungen reduzieren.
- Förderung der körperlichen Aktivität und Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit: Ein aktiver Schulweg, insbesondere das Radfahren, ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, ihr tägliches Aktivitätsniveau zu steigern und das von Experten geforderte Ziel von mindestens 12.000 Schritten bzw. 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag eher zu erreichen. Studien zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen dem aktiven Schulweg und der kognitiven Leistungsfähigkeit. Insbesondere bei Mädchen konnte eine Verbesserung der Schulleistungen festgestellt werden.
- Reduzierung von Verkehrsunfällen und Förderung der sozialen Interaktion: In den USA kam es bei einer Zunahme der aktiven Kinder auf dem Schulweg zu einer signifikanten Abnahme von Verkehrsunfällen und verunfallten Kindern in der Nähe von Schulen. Schüler beschreiben ein verbessertes soziales Miteinander durch das gemeinsame Gehen zur Schule.
- Einfluss auf die Körperkomposition: Untersuchungen von Zusammenhängen zwischen der Transportart und der Körperzusammensetzung zeigten uneinheitliche Ergebnisse. Insgesamt gilt aber der positive Einfluss eines aktiven Schulweges als unbestritten.
Es ist an der Zeit, das Konzept der Elterntaxis kritisch zu hinterfragen. Statt die Kinder in Watte zu packen, sollten wir sie ermutigen, ihre Umgebung eigenständig zu erkunden und einen aktiven Lebnsstil einzuschlagen. Damit ist dem Nachwus langfristig eher gedient.